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Den Geist Martin Luthers beschworen

Über einen sehr gegenwärtigen musikalischen Abend im historischen Bergwerk Rammelsberg bei Goslar im Juni 2017

 

"Wenn Ragna Schirmer kommt, dann wird es heiß", so unverblümt charmant kündigte der Direktor des Musikfestivals "Soli deo Gloria", Günther Graf von der Schulenburg, die Pianistin Ragna Schirmer und ihre beiden Begleiter an, die für das Abschlußkonzert nach Goslar gekommen waren um hier erstmals ihre sehr eigenwillige Interpretation des großen Reformators zu präsentieren.

 

Und tatsächlich, nicht nur der schwül-warme Juniabend in der eindrucksvollen Kulisse des Kulturdenkmals brachte die zahlreichen Besucher zum Schwitzen, sondern diese unvergleichliche Mischung aus Sprache, Rhythmus und virtuosem Klavierspiel fesselte die erwartungsfrohen Zuhörer, oder treffender gesagt, "forderte das Publikum durchaus geistig", wie die Presse spitz kommentierte.

 

Den Geist beschworen - Martin Luther und seine Sprachgewalt fanden in der Musik des Abends einen Resonanzraum, der wie ein Echo die Tiefen - und die offensichtlichen Untiefen - der Gedanken des großen Reformators zum Klingen brachte.

 

Ragna Schirmers kluge und effektvolle Musikauswahl von Johann Sebastian Bach über Ferruccio Busoni bis Cesar Franck und ihr sensationelles, virtuoses Klavierspiel kontrastierten perfekt mit den Gedanken Martin Luthers, denen Christian Sengewald seine Stimme und seine darstellerische Präsenz verlieh. Angefacht, geradezu befeuert wurden Klaviermusik und Luthers Worte von Matthias Daneck, dessen Schlagzeugspiel den Takt des Abends bestimmte und der sich mit seinen Improvisationen kongenial in Musik und Wort einmischte.

 

"Ein beachtliches Cross-Over-Konzert", so betitelte die Presse diesen fließenden Übergang von Wort, Klang, Rhythmus, Beat und Geist, den das Publikum immer dann mit Szenenapplaus bedachte, wenn die Zeit aufgehoben schien und alles wie gegenwärtig, wie im Moment entstanden hell aufleuchtete.

 

Martin Luthers maßlose Rede - alles Originalzitate, die Christof Kaldonek extra für dieses Programm nach den historischen Quellen eingerichtet hat -, mal gewalttätig, mal schamlos und immer aufs Ganze gehend, wurde von der musikalischen Choreografie eingefangen und neu ausgerichtet. Man konnte hören, ja körperlich fühlen, was der Geist der Reformation noch heute für eine Kraftquelle darstellt und wie er die Menschen faszinieren, um nicht zu sagen bannen kann.

 

Nach neunzig Minuten war das faszinierende musikalische Spiel zu Ende und hinterließ, neben viel Applaus, die Besucher in der Gewissheit, wo Ragna Schirmer auftritt, wird es heiß und alle Grenzen der Konvention werden mit Leichtigkeit gesprengt - zum Nutzen der Kunst und zum Vergnügen des Publikums.

 

 

Die ewige Re-formation - ein musikalisch-dramatischer Abend mit Ragna Schirmer (Klavier), Matthias Daneck (Percussion), Christian Sengewald (Sprecher) und der Musik von Johann Sebastian Bach, Ferruccio Busoni, Cesar Franck, Matthias Daneck und den Texten von Martin Luther, eingerichtet und inszeniert von Christof Kaldonek.

 

 

 

 

 

Auf der Burg - Über die Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel 2016

 

Im Juni 2016 hat der Pfarrer Dr. Peter Hirschberg, Mitarbeiter des Evangelischen Bildungszentrums in Bad Alexandersbad, das nordöstliche Bayern, genauer gesagt das Fichtelbgebirge mit dem Fahrrad "befahren" (http://www.gemeinsamfuerdieregion.de/).

 

Auf dieser Tour hat er Eindrücke und Interviews gesammelt. So auch dieses vom 7. Juni, dass im Festspielhaus auf der Luisenburg geführt wurde.

 

 

 

 

 

Vom Glück in freier Natur - es ist Fespielzeit

 

Natur oder Kultur? Einsamkeit oder Spektakel?

 

Wer diese Fragen nicht eindeutig beantworten kann, ist ein soziokulturelles Zwischenwesen. Deren Existenz schwankt zwischen dem üppigen Kulturangebot großer Städte und jenen Orten, die Naturschönheit und stille Harmonie versprechen.

 

Beides zur gleichen Zeit, am gleichen Ort zu bekommen ist ein seltenes Glück. Denn nur in jenen Sommertagen, wenn die Kunst aufs Land zieht und unter freiem Himmel Musik erklingt, Worte ertönen und Dramen sich abspielen, finden Natur und Kunst einträchtig zueinander.

 

Wie im Fichtelgebirge auf der Luisenburg, wenn Theater vor grandioser Felskulisse und unter einem weiten Himmel ein Publikum anzieht, das sich vergnügen will ohne auf das eine oder das andere verzichten zu müssen.

 

Die Luisenburg Festpiele 2016 (http://luisenburg-aktuell.de/) sollen genau das sein: ein sommerliches, ein sinnliches Vergnügen für alle, die eine Naturbühne suchen, auf der das Drama des menschlichen Lebens in so vielen Facetten aufgeführt wird wie es Farben im Sommer gibt.

 

Übrigens: Dramaturgie wird selbstverständlich auch im Freien gebraucht - im Fichtelgebirge für das klassische Theaterfach nach allen Regeln der Kunst (http://luisenburg-aktuell.de/ensemble/theaterleitung/)

 

 

 

 

 

 

Kunst ist immer Kunst

 

Es gibt Definitionen, die auf den ersten Blick hilfreich und auf den zweiten problematisch, um nicht zu sagen idiotisch sind: das als Outsider-Kunst bezeichnete Kunstschaffen behinderter Menschen.

 

Behinderte Kunst? Gibt es nicht. Für das Kunstwerk spielt es keine Rolle, ob ein Künstler dieses oder jenes Handicap hat. Am Ende ist es Kunst - oder eben nicht.

 

Die renommierte Galerie Geyso 20 in Braunschweig - Atelier, Galerie und Sammlung - widmet sich seit Jahren einer Kunst, die Kunst ist, auch wenn ihre Produzenten anders sind als andere (www.geyso20.de).

 

Zuletzt in einer "dialogischen" Ausstellung eines Berliner Fotografen und einer Braunschweiger Malerin, die Ansichten des Städtischen in sehr verschiedener Weise interpretieren (www.geyso20.de/Galerie/2016%20Schau_Platz_Stadt.htm).

 

Ein Dialog unter Gleichen, wie er produktiver nicht sein könnte: Daniel Müller Jansen (www.mueller-jansen.com) und Susanne Lauer sehen die urbane Welt (die Stadt als Chiffre) tatsächlich in einem jeweils anderen Licht, mit anderen Augen.

 

In der gemeinsamen Ausstellung verraten die Bilder viel mehr, als sie es für sich könnten. Diese ästhetische, konzeptionelle Differenz spielt eine maßgeblichere Rolle als jede persönliche Bedingung.

 

Mehr dazu und zur Frage des Kunstschaffens unter erschwerten Voraussetzungen in meinem Einführungsvortrag zur Vernissage - auf Anfrage gerne auch heute.